Dienstag, 6. März 2012

Ein weiteres Mal Nordthailand

Da stand ich am Abend also wieder in Thailand. Genauer gesagt in Chiang Khong, einer kleinen Grenzstadt im Nordosten des Landes. Ein günstiges Gasthaus war schnell gefunden und den restlichen Abend war ich, auch mangels Alternativen, damit beschäftigt endlich wieder das leckere lokale Essen zu verschlingen. Die Thai-Küche ist echt unschlagbar!
Am nächsten Morgen ging es mit einem lokalen Bus nach Chiang Rai, dem kleineren und deutlich authentischeren Pendant zur benachbarten Touristenhochburg Chiang Mai. Wie so ziemlich jede Stadt in hiesigen Gefilden, sind auch diese beiden beliebt für ihre Tempel. Aber ich kann sie einfach nicht mehr sehen. Hat man einen gesehen, dann hat man alle gesehen. Wirklich in jeder Stadt wird einem nahe gelegt und den Nachtmark und die Tempel zu besuchen und es ist einfach immer das gleiche. Daneben sind die Städte ein beliebter Ausgangspunkt für Ausflüge in die Natur inklusive Besichtigungen von Elefanten und von traditionellen Stämmen, die in kleinen Dörfern in den Bergen leben. Geführte Gruppentouren bei denen die Mitreisenden schon beim Verlassen der Stadt gefühlte 1312 Fotos aus dem Bus heraus geschossen haben sind nicht so mein Ding. Noch weniger stehe ich darauf, dass Mensch für meine Belustigung (beziehungsweise für meine Kohle) Tiere in Gefangenschaft nimmt oder Menschen aus Burma in das Land schmuggelt und ihnen Ringe zwischen Schulter und Kopf quetscht. Ihr wisst schon, die sogenannten Long Neck Karen. Früher war es ein Bestandteil der Kultur den Frauen mithilfe unzähliger Ringe zu langen Hälsen zu verschaffen. Mittlerweile haben die Karen wohl den Unsinn dieser lebensgefährlichen Tradition erkannt (?) und heute dient der Quatsch nur noch Karl Otto und seiner Crew, damit er seinen Freunden mit exotischen Urlaubsfotos imponieren kann. Und während jeder die Bilder der Langhälse vor Augen hat, dürfte die Tatsache, dass sie schon seit Jahrzehnten vom birmanischen  Militär verfolgt werden und sich bis Anfang dieses Jahres einen erbitterten Guerrillakrieg mit der Militärdiktatur geliefert haben, wohl den meisten unbekannt sein... Zum Glück gab es in Chiang Rai ein informatives Museum zu dem Thema und Dank dem Akka Hill House eine  günstige und vor allem authentische Möglichkeit die Dörfer auf einige Faust zu erkunden. So nahm ich am Folgetag den kostenlosen Lift von der Stadt  30km  ins Nirgendwo zu genannten Gasthaus wahr und buchte mich für Zwei Tage in der spärlichen Unterkunft ein. Das Gasthaus befindet sich Abseits der Zivilisation auf einem hohen Hügel mitten in den Bergen. In der Umgebung leben einige der Sieben verschiedenen Stämme in kleinen Dörfern, durch die man bequem und vor allem ganz alleine wandern kann. Wo früher Opium wuchs, wächst heute überwiegend Tee. Alles in allem war das echt ein gelungener und empfehlenswerter Ausflug.
Der nächste Halt hieß Chiang Mai. Die Stadt hat mir auf Anhieb gut gefallen. Dank der vielen Studenten wirkte sie sehr jung und dank der vielen Streetart, die man in den meisten Städten Asiens vergeblich sucht, auch endlich mal lebendig. So viel es auch nicht schwer hier ein paar Tage auf Thomas zu warten, der spontan einen Kurztrip nach Thailand gebucht hatte. Zumal ich auch ein verdammt günstiges Dorm-Zimmer (80 Baht) fand, welches ich mir mit einer nomadisch lebenden Brasilianerin teilte, mit der ich folglich die nächsten Tage verbrachte. Trotz des Status als beliebtes Touristenziel kann man in meinen Augen nicht viel besichtigen. Aber so ein paar Gammeltage tun zwischendurch auch mal gut und dafür eignet sich ie Stadt perfekt.
Mit der Ankunft von Thomas war meine alkoholfreie Phase dann beendet... Da musste ich einfach solidarisch sein, zumal Bier halt auch einfach verdammt lecker ist. Am nächsten Mittag haben wir uns jeder einen Roller gemietet und sind damit die 140km nach Pai gefahren. Die Strecke führte zum Großteil über einen Berg voller Serpentinen. Was eingequetscht im Minibus sicherlich einer Vierstündigen Tortur gleich, machte auf unseren kleinen Motorrädern einen Mordsspaß. Ein anderer Fahrer nahm es mit dem Mordsspaß wohl etwas zu ernst, aber da mein Mitfahrer das Kapitel „Verkehrsunfall in Asien“ bereits abgehandelt und überstanden hatte, waren wir mathematisch auf der sicheren Seiten!
In Pai angekommen kamen wir zufällig am Busbahnhof vorbei, an dem sich Thomas eine Stunde zuvor mit der Italienerin vom Vorabend wieder treffen wollte. So kam es also doch noch zu diesem längst abgehakten Date und da wir reichlich unorganisiert waren, war es uns ganz recht, dass sie ein günstiges Doppelzimmer fand und sich gleichzeitig für den Fußbodenplatz aufopferte. Kult, auch wenn eigentlich nichts neues oder überraschendes, dass die versprochene Acht oder Neun heute vielleicht noch eine Sechs auf der Schweizer Skala darstellte. Von „total verliebt“ zu „leicht enttäuscht“. Jeden Morgen das gleiche, König Alkohol lässt grüßen. Pai soll ein kleines verschlafenes Hippie-Dorf sein und wir hatten es uns dementsprechend ähnlich wie Montanita in Ecuador vorgestellt... Aber das Dorf ist eher eine Stadt. Trotz allem war dies ein guter Ort um Zwei Tage lang die Seele baumeln zu lassen und dürfte auch einige der wenigen Orte Thailands sein, wo man problemlos und vor allem günstig dieses merkwürdige Marihuana erstehen kann. Die Landschaft kann auch hier einiges. Die Lage in den Bergen sorgt allerdings dafür, dass es Abends richtig kalt wird, weshalb wir uns, in unseren kurzen Buchsen, doch recht zeitnah ins Gasthaus zurück zogen. Am Ende nahm ich dann den Fußbodenplatz in Beschlag. Zählbares ist nicht bei herum gekommen, aber ich werde bei Zeiten auf jeden Fall auf diese freundschaftliche Geste zurück kommen ;-) Einen weiteren Tag haben wir hier noch verbracht und sind am Folgetag, nach einmal mehr spaßiger Rückfahrt, zurück nach Chiang Mai geheizt.
Da am Abend noch der Testspielknaller zwischen Chiang Mai FC, seines Zeichens Drittligist, und Bangkok Glass auf dem Plan stand, blieben wir noch eine weitere Nacht. Der Erstligist lockte sicherlich an die 4000 Zuschaur in den schönen 20.000er Ground am Stadtausgang. Es waren sogar so 40-50 Fans hinter einer Menge Zaunfahnen versammelt, blieben aber, mal abgesehen von der Schalparade inklusive Gesang nach Spielschluss, stumm. Öffentliche Verkehrsmittel ins Stadtzentrum waren zu später Stunde Fehlanzeige, weshalb unsere Füße herhalten mussten. Und da sich die lokale Ausgehmeile als versnobtes Barviertel entpuppte, ging es ausnahmsweise mal ohne Biergenuss ins Bett.
Der nächste Tag wurde dem euphorischen Nichtstun gewidmet und über Nacht fuhren wir mit dem Bus nach Bangkok. Zwei Stunden lang stand unser Bus mitten in der Nacht auf dem Seitenstreifen herum, dann konnten wir merkwürdigerweise doch ganz normal weiterfahren und wurden am Ende kurz vor Bangkok doch wieder aus dem Schlaf gerissen um den Bus zu wechseln. Das versteh mal jemand... Dort angekommen ging es direkt weiter nach Pattaya, wo wir am Vormittag ankamen und in ein günstiges Apartment für 300 Baht pro Nase eincheckten. Zwei unserer Nachbarinnen wurden schnell auf die merkwürdigen Gäste aufmerksam – verirren sich in diese Art von Unterkunft doch nur selten Falangs – und nutzten unsere Unfähigkeit die Waschmaschine zu bedienen zur intensiveren Kontaktaufnahme. Na, so einen Empfang würde ich mir immer wünschen.
Ich wollte in den folgenden Tagen mein Tattoo weiter stechen lassen und Thomas ein paar Kumpels besuchen, so dass wir die  nächsten Abende mit einigen St. Gallener Sportsfreunden ein paar Bier tranken und auch endlich die sagenumwobene “Windmill“ besuchten. Nichts für Kuschelrock-Romantiker, so viel sei an dieser Stelle verraten! Zu später Stunde trennten sich dann meist die Wege und da ich weder auf bezahlbare Liebe, noch auf stundenlanges Yenga oder „Vier gewinnt“ spielen stehe, habe ich dann doch mal glatt das Mädel aus einer Nacht vom letzten Aufenthalt besucht und ihre Versprechungen überprüft. Aufmerksame Blog-Leser mögen sich erinnern.
Na ja, Thomas hat sich dann irgendwann verabschiedet, da er noch etwas Strandurlaub machen wollte. War mal wieder cool ein paar Tage zusammen zu reisen und wir sehen uns ja sicherlich bald wieder. Irgendwo, da wo die Sonne scheint und der Ball rollt. In dessen Folge hatte ich nun die beiden Nachbarinnen für mich allein, habe aber selber auch einen Tag später, nach dem meine Haut ein weiteres aber lange noch nicht letztes Mal gequält und mit Farbe vollgepumpt wurde, die Stadt verlassen. Nächster Halt Kambodscha!

Mittwoch, 15. Februar 2012

Lockere Tage im laotischen Norden


Und der nächste Blog-Eintrag, der mit einer Nachtbusfahrt beginnt. Aber was soll ich groß erzählen? Der Bus war alt, aber bequem, und die fehlende Toilette wurde dadurch wett gemacht, dass alle paar Stunden am Straßenrand gehalten wurde. Schlafen war trotzdem nicht so leicht, was an den schlechten Straßenverhältnissen und den vielen Serpentinen liegt. Hat halt seinen Grund, dass der Bus für die knapp 400km satte 12 Stunden braucht.

Um halb Sieben Uhr Morgens war Ankunft in Luang Prabang und zum ersten Mal seit Reisebeginn war es echt kalt. Muss ich mir etwa doch noch eine lange Hose zulegen?? Nee nee, keine Sorge. Nach einem warmen Frühstück am Busbahnhof ging so langsam die Sonne auf und es sollte ein gewohnt warmer Tag folgen. Nur in der Nacht wird es hier im Norden und in den Bergen halt etwas frisch... Nach kurzem Fußmarsch im Stadtzentrum angekommen hätte mich fast der Schlag getroffen. Bereits jetzt alles voll mit Touristen älteren Semesters und das erste Gasthaus wollte glatt 30 Dollar für das Zimmer. Also mal zum herausgeschriebenen Gasthaus gestiefelt und dort für kleines Geld im Dorm eingebucht. Die Matratze war zwar nur Tarnung und am nächsten Tag hatte ich die Abdrücke des Drahtgestells auf dem Rücken, aber ansonsten ging es klar... Das Stadtzentrum mit den vielen Tempeln und französischen Kolonialbauten ist zwar recht nett und erklärt auch die vielen älteren Franzosen in der Stadt, aber wirklich vom Hocker hat mich die Stadt nicht gehauen. Der einzige Grund hier Zwei Nächte zu verbringen war erneut die Tatsache, dass ich immer noch nicht fit war, und es daher lieber langsam angehen lasse.

Am übernächsten Morgen ging es dann am Busbahnhof weiter. Der Bus, welcher viel mehr ein kleiner Laster mit Zwei unbequemen Sitzreihen auf der offenen Ladefläche war, sollte um Eins abfahren. Mit einer einstündigen Verspätung ging es dann endlich los. Muss ja sicher gestellt werden, dass das Fahrzeug auch wirklich komplett überladen ist! Die Fahrt war ein einziger Traum und ich war mehrmals kurz davor in eines der kleinen Dörfer am Fuße des Mekongs, umgeben von einer wahnsinnigen Landschaft, aus zusteigen. Habe ich dann aber doch gelassen und wurde dafür Vier Stunden später in Nong Khiaw angekommen mit einer anderen eindrucksvollen Umgebung belohnt. Sonst geht in dem kleinen Dorf nicht viel. Seit kurzem muss man wohl auch viel eher von Zwei Dörfern sprechen. Das alte Dorf auf der einen, hier stiegen lustigerweise auch die beiden Handwerker inklusive etlichen Werkzeugkoffern und Zwei Leitern aus, die eine recht lange und außergewöhnliche Anreise zu ihrem Auftraggeber gewählt haben, aus. Und die vielen Gasthäuser auf der anderen Seite der Brücke, wo ich mir ein Bungalow mit Blick auf den Mekong und das Tal für 60.000 Kip gönnte.

Am nächsten Morgen bin ich mit einem dieser langen und schmalen Boote, mit denen man durch das halbe Land Reisen kann, ins eine Stunde entfernte Muang Ngoi gefahren. Die Bootsfahrten sind in der Regel etwas teurer als Busse und auf vielen Strecken nur für Touristen, in diesem Fall ist es aber die einzige Möglichkeit per öffentlichen Verkehrs in das kleine Dorf zu kommen. Kultig auch die zwei kleinen Boote mit jeweils Fünf jungen Kindern in Schuluniform, die fleissig am paddeln waren. Neben etwa Zwei Straßen, gibt es hier nämlich auch eine kleine Schule, zu dieser die meisten entweder per Fußmarsch oder eben per Boot aus den kleinen Dörfern anreisen. Viel mehr als in der Hängematte zu liegen und die geniale Landschaft auf sich wirken zu lassen, kann man hier eigentlich nicht machen. Deshalb war es ganz gut, dass auf der Bootsfahrt auf einmal ein „Che Bolludo!“ erklang, womit sich die Fünfköpfige argentinische Reisegruppe geoutet hatte. Einer von ihnen, Martin, qualifizierte sich durch seine Kenntnisse über Matthias Sammer und unseren Meisterschaften in den 90ern dafür sich mit mir ein Zimmer zu teilen, so dass die Übernachtungskosten gerade mal 15.000 Kip betrugen.
Die Portenos sind leider weiter, so dass ich am darauf folgenden Tage alleine zum nächsten Dorf gewandert bin. Das war dann noch mal eine andere Hausnummer. Die Unterkünfte waren ausschließlich aus Bamboo gebaut und als Wasserquelle dienten Zwei Brunnen für die etwa 40-50 Hütten. Dank der Nähe zu Muang Ngoi gibt es aber auch hier Zwei Restaurants und in einem erfuhr ich, während ich mich in der Hängematte auf den Rückweg vorbereitete, dass man für 5000 Kip auch hier übernachten und theoretisch binnen 12 Stunden zurück nach Nong Khiaw wandern und auf dem Weg halt in einem der vielen absolut authentischen Dörfern übernachten könnte...

Eigentlich sollte dies am nächsten Tag in Angriff genommen werden, aber mein Gesundheitszustand machte mir wieder mal einen Spiertz durch die Rechnung, so dass es wieder per Boot zurück ging. So langsam könnte ich kotzen... Immerhin kam recht zügig ein weiterer Bus, der mich ein Stück in die richtige Richtung mitnahm und an einer Abzweigung absetzte. Nächster Bus in Zwei Stunden, also die Zeit genutzt um den Daumen in die Luft zu halten... Als nach einer Stunde mit einem Touristen-Van das erste Fahrzeug meinen Weg kreuzte, welches mich theoretisch mitnehmen konnte, und der Preis auf den Normalpreis gedrückt werden konnte, war das „Trampen in Lao“-Kapitel auch schon wieder beendet. Dafür kam ich am späten Nachmittag in Udom Xai an und hätte theoretisch sogar noch eine Station weiter Richtung thailändische Grenze geschafft, aber ich bin ja nicht auf der Flucht. Schnell ein Gasthaus gefunden und 10 Minuten später auch schon alles gesehen kam dann doch noch mal die Frage nach der Sinnhaftigkeit meines Aufenthalts hier auf. Die Dörfer sind halt verdammt interessant. Sie wirken wie eine Zeitreise und es ist einfach faszinierend, dass es in vielen Teilen der Welt noch Menschen gibt, die im Einklang mit der Natur leben, anstatt darauf aus zu sein, sie zu zerstören. Aber die Städte sind langweilig. Außer den immer gleich aussehenden Tempeln und Märkten gibt es in dort eigentlich nichts zu sehen. Städte leben halt von Menschen, nur ist es hier in Asien verdammt schwer interessante Einheimische kennen zu lernen. Was meiner Meinung nach nicht nur an meinen fehlenden Sprachkenntnissen, sondern auch zu einem Großteil an der hiesigen Mentalität liegt. Immer stumpf geradeaus, nie aus der Reihe tanzen und bloß nicht auffallen. Eigene Träume scheinen Tabu zu sein. Wobei es die finanzielle, beziehungsweise viel mehr die politische Lage, den Menschen natürlich auch verdammt schwer macht, Abseits vom Überlebenskampf oder langen Arbeitsalltag eigene Interessen zu entwickeln. Die einen haben halt die finanziellen Möglichkeiten und die anderen die sozialen Fähigkeiten. Aber die meisten Asiaten irgendwie nichts von beiden. Aber eventuell verstehe ich die Kultur und ihre Arten Spaß zu haben auch einfach nicht...

Nun ja, die Nacht habe ich hier trotzdem gut herum bekommen und am nächsten Tag wurde ich seit langer Zeit mal wieder von den fiesen Tönen des Handyweckers aus dem Schlaf gerissen. Dafür war ich nach einem Umstieg in Luang Namtha am späten Nachmittag im Grenzort Huang Xai angekommen. Gegen der Zahlung von einem Dollar „Wochenendegebühr“ bekam ich den Ausreisestempel in den Pass und für weitere 10.000 Kip brachte mich ein Boot auf die andere Seite des Mekongs, sprich zurück nach Thailand.

Das war es also schon wieder mit dem kurzen Abstecher in Lao. Für reine Stadt- und Partytouristen sicherlich kein empfehlenswertes Reiseziel, aber wer sich noch am einfachen Leben und der Schönheit der Natur erfreuen kann, der kommt hier voll auf seine Kosten und kann locker noch ein paar Wochen mehr in Lao verbringen!

Donnerstag, 9. Februar 2012

Die ersten Tage in Lao - Vientiane!


Wo waren wie stehen geblieben? Genau, Nachtbus von Pattaya nach Nong Khai, an die Grenze zu Lao. Ne, kein Rechtschreibfehler, dass Land heißt tatsächlich Lao, das „s“ am Ende ist eine Erfindung des Englischen. Ähnlich wie mit dem Land „Estonien“, welches die Deutschen in Australien erfunden haben, nach dem sie zum ersten Mal Menschen aus „Estonia“ getroffen und damit von diesem wunderschönen Land im Nordosten Europas erfahren haben, welches im Deutschen ja nur folgerichtig „Estonien“ heißen kann. Aber zurück zum Nachtbus. Bequemer Doppeldecker, oben sitzt das Fußvolk für gute 500 Baht, unten die VIPs, welche 100 Baht mehr latzen müssen und dafür diese magischen Drei Buchstaben auf dem Busticket vermerkt bekommen. Mein Sitzplatz in der ersten Reihe im oberen Abteil war allerdings auch so ziemlich VIP-mäßig, so dass ich trotz nächtlicher Fieberschübe im Schlafsack eingemurmelt doch recht akzeptabel schlafen konnte. Zumindest nach dem die Musik endlich ausgestellt wurde. Wie oft habe ich schon die Warnungen vor lauten Filmen in Bussen gelesen und es im Endeffekt, oh Überraschung, doch immer überlebt. Dieses Mal habe ich nichts gelesen, aber war mir zeitweise nicht so sicher, ob ich das wirklich überstehen würde. Ohne scheiß, Zwei Stunden lang saß ich da wie ein bockiges Kleinkind und habe mir die Ohren zugehalten, weil mir diese Thai-Komödie in einer absolut kranken Lautstärke ansonsten mindestens den Verstand geraubt hätte.

Wie auch immer, am nächsten Morgen bin ich ausgeschlafen in Nong Khai angekommen und 15 Minuten später setzte mich der Tuk Tuk-Fahrer an der Grenze ab. Die Einheimischen sind alle etwa 3-4km vor dem Busbahnhof ausgestiegen und von dort mit einem geteilten Tuk Tuk zur Grenze, die Falangs werden bis zum Busbahnhof gebracht. Einer muss ja die Taschen der privaten Tuk Tuk-Fahrer füllen. Das Wort „Falang“ ist auch so eine Sache für sich. Heiß wohl so viel wie „Ausländer“, fühlt sich aber öfters eher wie ein „Kanacke“ oder „Nigger“ an... Oftmals habe ich das Gefühl, dass nicht nur die Immigrationsbehörde ziemlich rassistisch ist, aber ich mag mich auch irren. Nach kurzem Schlangestehen gab es den thailändischen Ausreisestempel in den Pass und für ein paar weitere Baht durfte der vorgeschriebene und alternativlose Bus zur Brückenüberquerung geentert werden. Ein weiterer geschickter Schachzug von gewiften Geschäftsmännern. „Du darfst die Brücke nicht zu Fuß überqueren, sondern musst unseren Bus nehmen, der allerdings 20 Baht kostet“... Fair genug um aufs Visum zu verzichten sind die Laoten nicht, dafür machen sie es einem zumindest nicht unnötig schwer. Gegen das Ausfüllen der üblichen Fragen, der Abgabe eines Passfotos und 30 US-Dollar bekommt man das Visum binnen einer halben Stunde direkt an der Grenze. Die Wartezeit nutzten etliche Minibusfahrer zum verhandeln und für 10.000 Kip (=1€) setzte uns (meiner eine plus eine handvoll anderer Leute mit Visaproblemen) vor der dem thailändischen Konsulat ab. Dort das gleiche Spiel wie immer. Zettel ausfüllen, Ausweis und Visa-Kopien beilegen, das gleiche mit dem Passfoto, dann anstellen und alles zusammen abgeben. Im Gegenzug gab es eine Quittung und die Auskunft, dass ich den Pass inklusive Visum am Folgetag abholen kann. Das 60-Tage-Visum (verlängerbar um weitere 30 Tage) kostet 2000 Baht bei mehrfacher Einreise (1000B für die einfache Einreise). Eine Schweizerin wies mir den Weg ins touristische Zentrum, welches aus einigen Straßen mit Gasehäusern, Hotels, Restaurants und Tour-Anbietern am Fuße des Mekong-Flußes, besteht. Noch eine Mahlzeit eingeschmissen und dann für 50.000 Kip im sauberen 6er-Dorm eingecheckt. Stolzer Preis für ein Dorm, wenn man bedenkt, dass Lao eines der finanziell ärmeren Länder der Region ist. Außerhalb der Hauptstadt Viantiane (und Luang Prabang) ist das Preis-/Leistungsverhältnis etwas besser, wo man dann ab 30.000 schon ein einfaches Einzelzimmer finden kann. Aber alles in allem kommt es bei weitem nicht an die Nachbarländer heran. Auf den Schreck, in Wirklichkeit wohl eher ob der Tatsache, dass ich mehr oder weniger den Großteil des Januars entweder mit Fieber im Bett oder im Tattoostudio verbracht habe, war ein Nickerchen notwendig. Weil das kleine und alte Nationalstadion total zentral und damit sogar von meinem Gasthaus aus ersichtlich war am frühen Nachmittag mal herüber gelatscht und mich bezüglich Fußball schlau gemacht. Die Liga sollte erst am 4.2. starten, dafür aber derzeit Qualifikationsspiele für selbige stattfinden, von denen allerdings nichts zu hören oder sehen war. Dafür machten sich auf dem Platz Spieler warm und ein Typ im Anzug bestätigt mir, dass hier gleich ein Spiel stattfinden würde und witterte gleich die Chance den ersten internationalen Star ins Team aufzunehmen. Den gefallen konnte ich ihn leider nicht tun, war dafür aber nun gewarnt, was das Spielniveau der kommenden 90 Minuten anbelangt, über das wir an dieser Stelle mal besser den Mantel des Schweigens hüllen. Kein Wunder, dass ich der einzige Zuschauer war, der sich das Gekicke über volle 90 Minuten gegeben hat. Und das obwohl locker 200 Leute im Stadion waren, allerdings überwiegend Laufkundschaft, die mal kurz herein schauten, oder Leichtathleten die sich auf der Tartanbahn dieses etwa 20.000 Zuschauer fassenden Stadions austobten. Na ja, mit offiziellem Schiedsrichtergespann und im Nationalstadion, war mir dieses Spiel auf jedem Fall gut genug, um es in meine laotischen Fußballgeschichte eingehen zu lassen. Das zweite Spiel musste dann aber doch nicht mehr sein, da zog ich doch lieber mein Bett vor...

Eigentlich sollte es ja bei einem kleinen Abstecher in Vientiane und in Lao bleiben, weil das Reggaefestival in Pai, im norden Thailands fest auf dem Plan stand. Da mein Gesundheitszustand aber immer noch alles andere als gut war, musste ich das irgendwann abhaken und blieb letztendlich Fünf Nächte in der laotischen Hauptstadt. Passiert ist in dieser Zeit recht wenig. Zweimal bin ich mit dem Fahrrad etwas durch die Stadt gefahren, aber viel zu sehen gibt es nicht. Mein persönliches Highlight ist der Patou Xai. Sieht aus wie der französische Triumphbogen, nur in klein und hässlich, weil noch nicht ganz zu Ende gestellt. Gebaut wurde er aus Beton, denen die USA dem Land für den Bau eines Flughafens zur Verfügung gestellt haben. Statt dessen hat man diesen aber lieber für dieses Bauwerk benutzt, um an die Freiheitskämpfer des Landes zu erinnern. Die USA hatten damit ausnahmsweise mal recht wenig zu tun, sieht man mal von Zwei Jahrzenten Krieg in den 60ern und 70ern ab und 2,5 Tonnen Sprengstoff pro Einwohner, die im Zuge des Vietnam-Kriegs über Lao abgeworfen wurden und noch heute Landarbeitern zum Verhängnis werden, ab. Viel mehr waren es erst die Siamesen, dann die Franzosen, kurz die Japaner und dann wieder die Franzosen, die hier ihr Unwesen trieben. Seit 1949 ist Lao unabhängig und seit dem offiziell ein kommunistischer Staat, wobei außer den allgegenwärtigen Fahnen mit Hammer und Sichel nicht viel auf den Kommunismus hindeuten. Abends kann man ansonsten noch gemütlich an der schicken Uferpromenade des Mekongs herum spazieren. Das fasst auch schon ganz gut meine Tätigkeiten in dieser Zeit zusammen, wobei ich nach allen Zwei-Drei Stunden wieder erschöpft ins Bett gefallen bin. Ich weiß nicht welcher Gesundheitszustand zu der Zeit schlechter war. Meiner, oder der des Opium-abhängigen Italieners im Bett nebenan... Einen Abend habe ich mich noch mit Elvis, einen der wenigen fußballbegeisterten Einheimischen getroffen. Der Gute steht mit 28 Jahren für hiesige Verhältnisse recht spät vor der Heirat und muss nun schweren Herzens die anderen Vier Freundinnen abschießen. Unfassbar, selbst die Asiaten träumen, oder wie in diesem Fall, haben mehrere Frauen zeitgleich. Da kann mir keiner sagen, dass Monogamie etwas natürliches ist... Wo wir gerade beim Thema sind: Zwischen unverheirateten Ausländern und Einheimischen ist jeder intimer Kontakt verboten. Kein Plan weshalb, aber ich vermute Mal, dass dieses Gesetz nicht nur die Tasche von korrupten Bullen füllen soll, sondern auch die Einheimischen Damen davor sich zu verkaufen. Aber die Sextouristen Pattayas sind nicht dumm, und bringen daher einfach eine Thailänderin für die kurze Dauer ihres Aufenthalts zwecks Visa-Erneuerung mit. Wobei ich bei der geistigen Verfassung des ein oder anderen dieser Kategorie auch stark daran Zweifel, dass er diesen Kurztrip alleine bewerkstelligen könnte... Die einen haben die Kohle, die anderen stehen im Leben. Ergänzt sich doch prima, was?!

Am Samstag sollte dann doch ein Qualifikationsspiel der Lao League stattfinden. Sogar im großen Nationalstadion, 16km außerhalb der Stadt. Sogar? Laut Auskunft eines Offiziellen finden ALLE Ligaspiele in diesem Stadion statt. Per Jumbo (die Großversion des Tuk Tuk) ging es bis zum Südbahnhof und dann weiter mit einem normalen Bus, so dass ich kurz vor dem angesetzten Anstoß ankam und damit noch reichlich früh dran war, da die Spieler auch erst nach und nach mit dem Aufwärmen begannen. 45 Minuten später, planmäßig sollte der Schiedsrichter nun zur Halbzeit pfeifen, verschwanden sie wieder in der Kabine und anstatt mit ihren 11 Helden zurück aufs Feld zu kehren, durften sie sich wieder umziehen. Dummerweise hatten beide die selben Trikotfarbe, weshalb das Spiel kurzerhand abgesagt werden musste. Die Tatsache, dass weder die eine, noch die andere Mannschaft über einheitliche Trikotsets verfügte, lässt auch nicht auf ein baldiges Aufeinandertreffen der beiden Teams treffen und verdeutlicht die Tatsache, dass auch der Erstligafußball einen Amateur-Charakter hat. Halb so wild, die „Qualifikationsspiele“ sind ohnehin nur Testspiele, wie mir ein Engländer der Gastmannschaft mitteilte. Dieser ist während seines Freiwilligendienstes in Lao kurzerhand nebenbei zum Erstligaspieler mutiert... Insgeheim war ich sogar froh, das mir eine 90 minütige Horrorshow erspart geblieben ist. Schlechten Fußball habe ich bereits vor ein paar Tagen gesehen und am heutigen Tage dazu noch einen wunderbar komischen Einblick in den laotischen Fußball bekommen. Was will man mehr? Zumal ich auch heute wieder der einzige Mensch im weiten Rund war, der weder Journalist, noch Angehöriger einer der Spieler war. Gut, das Kreuzchen beim doch recht modernen Nationalstadion darf ich leider nicht machen, dafür hätte ich wohl noch 90 Minuten beim folgenden Testspielknaller zwischen der laotischen U21 Nationalelf und den Grenznachbarn aus Nong Khai absitzen müssen... Aber ne, ich hatte eindeutig genug sehen und wollte so langsam auch mal weiter. Der Nachtbus nach Luang Prabang wartete... Vor dem Stadion einfach mal den Daumen heraus gehalten und 10 Minuten später hielt ein Geschäftsmann, der allerhand interessantes zu erzählen hatte und mich darüber hinaus eine halbe Stunde später am Nordbahnhof absetzte. Viele Reisende jammern stets über die vielen anderen Reisenden und Touristen, welche die Reise weniger authentisch erscheinen lassen. Ich gehöre definitiv dazu und es stimmt, dass zum Beispiel das Zentrum von Vientiane recht überlaufen von Touristen ist. Aber das schöne in Südostasien ist, dass es schon ausreicht einfach ganz normal zum Busbahnhof zu fahren und einen normalen Bus zu nehmen. Und schon ist man nur noch unter Einheimischen. Der für die Touris entwickelte Parallelwelt mit eigenen Fortbewegungsmitteln sei Dank... Für etwa 100.000 Kip gab es das Ticket für die 12-stündige Nachtfahrt nach Luang Prabang, von der ich euch dann die Tage erzähle! Schließlich konnte ich es nun, wo das Festival in Pai längst ad Acta gelegt wurde, in Ruhe den Rest des Landes erkunden.

Freitag, 27. Januar 2012

Farbe und Schmerz in Pattaya


Argh, das mit dem regelmäßigen Bloggen hat bisher noch nicht so geklappt. Nur gut, dass die letzten Wochen nicht viel passiert ist und daher einfach aufzuarbeiten sind.
Bis vor einigen paar Tagen habe ich wie gehabt bei Klaus gewohnt. Mit der einzigen Unregelmäßigkeit, dass ich Zweimal für jeweils ein paar Tage alleine im großen Haus war und auf die Tiere (Drei Hunde, ein Vogel und einige Fische) aufgepasst habe.

Etwas Abwechslung bot ein von Klaus organisierter Tagesausflug mit einem Boot zu Zwei nahe gelegenen Inseln, was einen schönen und entspannten Sonntag darstellte.

Eben so das Pokalfinale zwischen Muang Thong und Buriram im kleinen Nationalstadion (Suphachalasai-Stadion) in Bangkok. Lupus war natürlich auch am Start, so dass wir gemeinsam den Sieg für Buriram vor etwa 15.000 Zuschauern beobachteten. Da Buriram nun Meister und Pokalsieger ist, rückt der Ligazweite Chonburi ins internationale Geschäft nach. Die Kurven waren beide sehr gut gefüllt, logischerweise mit Vorteil für Muang Thong. War echt ein ziemlich guter Auftritt von den Jungs, wobei auch hier nicht alles Gold ist was glänzt. Die kleine Blockfahne mit der „12“, dem „Ultras“-Schriftzug und dem „Coca Cola“-Label spricht da Bände. In Italien waren lange Jahre erst nur die Ultras da, in Deutschland haben sie sich gegründet, als der Kommerz überhand genommen hat und arrangieren sich nun mit ihm und hier im asiatischen Fußball ist Kommerz der Antrieb und die Existenzgrundlage für Fußball und Ultras. So wird der magische Name halt nicht nur bei uns in Deutschland durch den Dreck gezogen, sondern die Asiaten zeigen einmal mehr, dass Getreu dem Motto „schlimmer geht’s immer“ alles möglich ist... Und wie gesagt, eigentlich war das echt ein feiner Auftritt von den Ultras Muong Thong und der N-Zone. Lichtjahre entfernt vom heutigen gegenüber, wo jeder ein gesponsortes Einheitsoutfit trug, keine einzige Fahne selbst gemalt ist und man sich wundert, dass nur ganze Sechs Busse zu diesem Spiel vom Verein gestellt worden sind (wobei auch dort akkustisch und optisch gut was los war). Einzig diese Gleichgültigkeit in den Gesichtern nach Spielschluss ließ auch bei den Rot-Weißen an der Echtheit ihrer Gesänge zweifeln. Apropos Gesänge. Da hat wohl jemand die Playlist der Urawa Diamonds studiert plus ein paar gemischten Gesangseinlagen aus Europa. Aber zurück zu den Gesichtern nach Spielschsluss: Ohne Scheiß, hätte ich es nicht gewusst, hätte ich es weder an denen der Verlierer, noch in denen der Gewinnern ablesen können, wer vor wenigen Minuten das spannende Pokalfinale nach der Verlängerung gewonnen hat. Na ja, trotzdem sicherlich das beste Stadionerlebnis hier in Thailand bisher. Ab zum Busbahnhof und mit dem letzten Bus um 23 Uhr zurück nach Pattaya...

An einen weiteren außergewöhnlichen Abend will ich euch ebenfalls teilhaben lassen, einfach weil er das Nachtleben Pattaya's so wunderschön zusammenfasst. So habe ich mich noch mit einem normalen thailändischen Mädel, einer Studentin aus dem Norden im Urlaub, getroffen. Dank www ist es hier doch möglich normale Frauen kennen zu lernen... Das besondere an dem Abend war keinesfalls meine Begleitung, sondern viel mehr eine ältere Frau, die sie zuvor kennengelernt hatte. Diese war 45 und hatte ihr halbes Leben in Pattaya verbracht und demnach natürlich viel zu erzählen. Viel erzählte sie von ihrem englischen Freund. Einmal hatte sie sich schon von ihm getrennt, weil er sie immer wieder betrogen hatte. Mit der gemeinsamen Zeit wachsen halt die Ansprüche und irgendwann fordert selbst eine einsteige Nutte mehr als nur Geld. Sie macht also Schluss und er will sie wieder. Madame ist nicht dumm, traut dem Kerl nicht mehr und fordert glatte 5000 Baht täglich, um es weiterhin mit ihm auszuhalten. Das sind gute 100 Euro, täglich. Nachts kommt der Typ eh nicht mehr, weil zu voll, so dass sich die Zweisamkeit aufs Kochen des Katerfrühstücks beschränkt, zumal sie auch ihr eigenes Apartment hat. Heute hatte sie noch nichts von ihm gesehen, so dass wir zu Dritt los sind. Dank der Spendierlaune unserer Besserverdienerin klappte das mit dem nichts mehr trinken natürlich auch nicht... Zumal wir dann später noch ihren Gatten trafen. Rappelvoll in einer Bar, ordentlich Schnaps und Fünf junge Bargirls am Tisch, mit denen er abwechselnd rummachte. Nun kam halt noch seine bezahlte Frau dazu, die auch ab und zu mal die Zunge gewähren ließ... Dafür ließen Zwei der jungen und hübschen Bargirls nun komplett von ihm ab, von denen eine zuvor wohl auch schon nur zwecks kostenlosen Suff an seinem Tisch saß und die plumpen Versuche über sich ergehen ließ, und richteten ihr Visier auf mich. Schnell reinen Tisch gemacht, auf meine Begleitung verwiesen und erwähnt, dass ich ohnehin niemanden kaufen werde. Das ließ sie kalt, in Deutschland hätte ich sie locker auf sexuelle Belästigung verklagen können, hier gab es noch das Angebot oben drauf, dass sie nach Feierabend um Drei kostenlos mit mir mitkommen würde. Der entweder wirklich oder aber astrein behindert gesoffene Engländer in seinen späten 50ern fragte noch allen ernstes, warum die Mädels nicht an ihm interessiert sind und ballerte nun mehr und mehr Tips heraus. Erfolglos bei den beiden, die anderen freuten sich umso mehr. So gesehen haben die nämlich echt nen geilen Job. Jeden Tag kostenlos Saufen und dann können sie sich noch jemanden Aussuchen der ihnen für die traute Zweisamkeit ihren auferlegten Preis zahlt und oft genug finden sie wohl jemanden, der ihnen ihr ganzes Leben finanziert. Lange Rede kurzer Sinn: Hier spielen sich jeden Abend absolut kranke Geschichten ab. Dieser ganze Sextourismus ist überhaupt nicht mein Ding, aber interessant ist es hier alle Mal. Hier gibt’s die Geschichten, die das Leben schreibt, und die man nicht beim Kaffeklatsch am Sonntagnachmittag erfährt. Da meine Begleitung irgendwann unbedingt in so eine bescheuerte Disco wollte, trennten sich unsere Wege und die Bargirls waren längst im großen Nachtleben untergetaucht. Lediglich den Italienier, Marke Kumpeltyp mit Knasttattoo unterm Auge und ordentlich Schnee in der Nase, konnte ich wieder finden, so dass mit seinen Leuten noch bis halb Acht Morgens ordentlich einen drauf gemacht wurde, ehe es mit dem Roller heim ging. Da wären wohl zu den 200 Baht fürs Fahren ohne Führerschein noch weitere 200 Baht „Gebühr“ bei einer etwaigen Kontrolle fällig geworden...

Einen anderen Tag war Mojo dann noch für ein paar Stunden in der Stadt.  Es tut immer wieder wahnsinnig gut Freunde aus der Heimat zu sehen. Schade, dass er sich kurz darauf dann für das Kreuzfahrtschiff und damit gegen eine freuchtfröhliche Nacht inklusive Ping-Pong-Show entschieden hat.

Das waren jetzt Drei Tage aus diesem neuen Jahr. Die allermeiste Zeit habe ich entweder im Tattoostudio oder im Bett verbracht. Die ersten Fünf Stunden waren noch aufregend und haben mehr oder weniger Spaß gemacht. Die nächsten Fünf Stunden am Folgetag wurden dann mit der Zeit schon leicht nervig und eine Stunde später wieder daheim angekommen hatte ich Schüttelfrost und Fieber. Daher wurden ab dem Zeitpunkt ein Tag Pause (je nach Fieber auch mal nen Zweiten) gemacht und die Zeiten etwas gekürzt. Sprich entweder lag ich krank im Bett, oder habe mich halt im Studio quälen lassen :-)

Dann drohte dummerweise das 30-tägige Visum auszulaufen. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Ich dachte, ich könnte einfach um 30 Tage hier in Pattaya verlängern, aber falsch gedacht. Das gilt nämlich nur wenn man sich vor der Anreise ein richtiges Visum kauft, nicht aber bei den kostenlosen. So durfte ich zwar den gleichen happigen Preis von 1900 Baht berappen, Drei-Vier Stunden Lebenszeit vergeuden, aber bekam am Ende nur weitere Sieben Tage in den Pass gedrückt. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich diese ganze Visa-Scheiße hasse? Rhetorische Frage. Sicherlich nicht nur einmal... Aber mal im Ernst, das ist auch wirklich reine Geldmacherei. Für 7000 Baht flüsterte mir der Mockel, nach ewigen nachfragen von mir, würde es nämlich doch gehen. Touris werden günstig ins Land gelockt, sollen dann ihr Geld in Unmengen ausgeben und sich dann wieder verpissen, bevor sie sparsamer werden oder eventuell sogar auf die Idee kommen hier Geld zu verdienen... Noch eine kranke Anekdote, die ich beim Warten vor dem Gebäude beobachtet habe: Ein Russe wird mit Handschellen auf dem Rücken aus dem Jeep gezerrt und durch einen Hintereingang ins Büro gebracht. Soweit, so normal. Nach und nach trudeln Journalisten ein und auch ein Mr. Wichtig mit Polizeimarke am Gürtel und polierten Ferrari-Schuhen putzt sich heraus. Der Russe wird wieder in den Jeep gebracht, dieser fährt eine Runde und parkt wieder auf der selben Stelle vor der Immigration. Dieses Mal wird er von Mr. Wichtig aus dem Jeep gezerrt und dann wird ein paar Minuten für die Pressegeier gepost, ehe es doch wieder hinein ins Gebäude geht. Diese dreckigen Bullenschweine und der Presseabschaum sind echt überall auf der Welt der gleiche menschliche Abfall und sich für nichts zu schade...

Der Plan war nun also in der nächsten Woche das Tattoo durchzuboxen. Also wieder jeden zweiten Tag hin und wieder bis zu Vier Stunden gemacht und irgendwann dann trotzdem aufgegeben, weil das einfach zu knapp werden würde. Also Mitte der Woche gestoppt, weil nun das Fieber auch nicht mehr aufhörte und mich einigermaßen auskuriert und dann am Anfang der Woche vorerst von Klaus verabschiedetet. Hier auch noch Mal vielen Dank für die großartige Gastfreundschaft – ich habe mich die letzten Woche echt wie zu Hause und als Teil der (Exil-BVB)-Familie gefühlt. Noch war ich nicht ganz fit, aber am Montagabend startete der Nachtbus gen Laotische Grenze...


Donnerstag, 12. Januar 2012

Viel Fußball und Suff in Nordthailand


So, weiter geht’s! Nach einer mehr oder weniger gemütlichen Nachtfahrt bin ich am Morgen des 24.12. wieder in Bangkok angekommen. Weil ich mich mit Nina treffen wollte, was dann auch irgendwann geklappt hat, bin ich wieder in der Khao San Road gelandet und dort dieses Mal für günstige 100 Baht in einem Zimmer eingecheckt. Duschen halt wieder in Form eines Bechers und alles etwas heruntergekommen, dafür war das Bett sauber, und mehr brauche ich auch nicht. Etwas unheimlich die Kommentare und Gemälde an den Wänden ala „Satan is here“ und „I will never sleep again here“, erinnerte glatt an die Anfangsszenen von „The Beach“. Aber hey, vielleicht lerne ich hier ja auch noch einen Freak kennen, der mir den Weg zum Paradies weißt? Wobei ich da wohl etwas spät dran bin, das Paradies wird schon seit Jahren vom Tourismus zerstört... Von Nina musste ich mich dann schon wieder alsbald verabschieden um mir das Thai Premier League Spiel zwischen Thai Port und Police FC anzuschauen. Authentischer Arbeiterverein - aus dem kleinen aber charaktervollen Stadion konnte man sogar auf den Hafen schauen – gegen die Drecksbullen. Auf beiden Seiten ein paar kleinere Gruppen die ihren Verein unterstützten, ganz nett, aber auch nichts weltbewegendes. Einfach eine schöne Abwechslung zum Kommerzterror in Buriram und mit 2000 Leuten war das Stadion für die Umstände auch akzeptabel gefüllt. Im Gästeblock hing sogar eine Ultras-Fahne. Ultra und Police, da können sich ja am besten auch noch die Deviants Ultras nennen. Eine Welt voller Widersprüche... Immerhin gewannen die richtigen mit 3:1. Ich ließ den Abend mit Nina und ihren Reisefreunden in der Khao San Road ausklingen und schaffte es tatsächlich mal früh und nüchtern ins Bett.

Neuer Tag, Neues Spiel. Weinachten in Thailand kann echt einiges! Mit Muang Thong gegen Chonburi trafen hier auch noch gleich die beiden besten Fanszenen des Landes aufeinander. 25.000 passen wohl in das nette Stadion im Norden Bangkoks, welches mit offiziellen 18.000 Zuschauern eigentlich ausverkauft wirkte. War aber kein Problem, da Lupus mir ebenfalls eine Karte im Gästeblock gesichert hatte. Vorm Stadion wurde sich gut warmgetrunken und mit Klaus traf ich doch glatt den nächsten Exil-Dortmunder am heutigen Tag. Da dies nicht die letzten Biere am heutigen Tage waren, sind die Erinnerungen etwas schwammig. Auf Heimseite gab es aber sogar eine nette Papptafel-Choreo von den Jungs und Mädels hinter der Ultras Muang Thong Fahne, welche eine 1:1-Kopie der UN-Heimfahne darstellt. Aber keine Sorge, die haben nur das Design der Fahne geklaut, gesanglich sind die Red Diamonds aus Japan wohl das große Vorbild. Dazu gibt es in einer anderer Ecke noch die Nzone, ein weiterer guter Fanblock. Abgerundet wurde das ganze von etwa 2.000 Fanatikern im Gästeblock, welche das Spiel noch erfolgreich in Hälfte Zwei drehen konnten, vervollständigt. Hier tut sich also echt einiges, wenn man bedenkt, das vor ein paar Jahren noch überall tote Buchse war. Bestes Beispiel ist sicherlich der Gastgeber, der vor Drei Jahren noch vor wenigen Hundert Zuschauern Zweitklassig kickte. Der Suff ging während und nach dem Spiel mit Lupus und einigen seiner Kumpels weiter. Irgendwann habe ich es dann wohl alleine bis zur Brick Bar, einer Ska-Bar mit Live Musik in der Khao San Road, geschafft. Zumindest kann ich mich noch daran erinnern beim Pogen vom Tisch gefallen zu sein.

Ebenso an die weibliche Bekanntschaft, die allerdings am nächsten Morgen, beziehungsweise Nachmittag, verschwunden war. Genau wie meine Kreditkarte. Das die Kohle am nächsten Tag versoffen war, das war bis dahin nichts neues. Irgendwie waren die Taschen am Folgetag immer leer. Aber das mit der Kreditkarte war neu. Ein paar Tage später stellte sich übrigens heraus, dass kein Geld abhanden gekommen war, es blieb also beim Schreck. Wie auch immer, diese Stadt macht mich fertig. Deshalb musste ich auch so schnell wie möglich hier weg. Nur wohin? Für lange Fahrten war mein Körper nicht in der Lage, das nächste was mir einfiel war Pattaya. Kein Ort um sich zu erholen, aber für solche schlauen Gedankenzüge war mein vom Alkohol geschundener Körper eh nicht der Lage. Allein die 40 Minuten, die ich brauchte um einen Taxifahrer zu finden der mich mit dem Taximeter zum Abfahrtsort der Minibusse bringen wollte, waren eine Qual. Das ist echt krank. Die Khao San Road ist ziemlich abgelegen, wie eigentlich alles. Der Skytrain bringt einen zwar schnell und unkompliziert von A nach B, aber um zu und von den Haltestellen zu kommen braucht man trotzdem meistens noch ein Taxi oder Bus. Und der Straßenverkehr ist ein Alptraum. Obwohl man hier schon in die Luft herein baut, sind die Straßen trotzdem komplett überfordert. Wie auch immer, am Abend stand ich dann in Pattaya und bin die nächsten Nächte in einem Zimmer untergekommen und habe meinen Körper regeneriert und verzichte seit dem aufs Trinken. Ein paar Tage später hat Klaus mich dann in seinem schönen Haus am Stadtrand aufgenommen und am 28.12. sind wir zusammen ins nahe gelegene Chonburi gefahren.

Chonburi gegen Bangkok Glass. Leider unter der Woche, was sich auch hier negativ am Zuschauerschnitt bemerkbar macht. Trotzdem waren 6500 Zuschauer da, damit die meisten Plätze im kleinen, aber netten Stadion besetzt. Zwei gute Heimblöcke, etwas kleiner als in Muang Thong (für mich die Nummer Eins im Land), auch als der in Buriram (zählt für mich aber nicht richtig mit), aber trotzdem ganz ordentlich. Etwa 350 Gäste sind aus Bangkok mitgereist, die ebenfalls einen ziemlich guten Auftritt hinlegten. Die würde ich auch noch gerne daheim sehen... Mit einem späten Tor konnte Chonburi das Spiel gewinnen und sich den zweiten Tabellenplatz hinter Buriram sichern. Da letztere auch den Pokal gewinnen sollte, spielt man im nächsten Jahr in der Champions League!

Ansonsten habe ich mir oft die kostenlosen Rock-Konzerte, welchen jeden Abend zwischen Weinachten und Neujahr am Hafen stattgefunden haben, gegeben. Und die Erkenntnis machen müssen, dass es fast ausgeschlossen ist, „normale“ Frauen in Pattaya kennen zu lernen. Die Stadt ist ein einzig riesiger Puff und Kneipe. Mit Priorität bei ersterem. Straßenzüge voll mit Go Go Bars und Beer Bars, in denen sich etliche Mädels tummeln, die man für eine Gebühr an die Bar und an die Frau mit nach Hause nehmen kann. Bei den Frauen in den Straßen und Discos entfällt wohl die Gebühr, was aber nicht heißt, dass es keine Nutten sind. Und selbst die Frauen die an den Ständen irgendwo arbeiten, haben meist mal genau so angefangen und nun halt einen Mann gefunden, der nun ihre Zukunft finanziert. Ist mal interessant zu sehen, aber nicht meine Welt.

Sylvester habe ich mit Klaus und seiner Familie und einigen Freunden gemütlich am Strand verbracht. Die Thais sind recht faszinierte Pyromane, was daren erkennbar ist, dass es schon Tage vorher stets Feuerwerke zu bestaunen gibt und während der Sylvesternacht am Strand eigentlich durchgehend irgendwo Raketen und Co in die Luft geschossen wurden. War ein netter Abend!

Warum ich immer noch in Pattaya bin? Aus der Langweile heraus habe ich einen guten Tattoowierer gefunden. Nein, nicht einen gefunden. In der ganzen Stadt wimmelt es nur so von guten Tattoowierern. Aber ich habe mich für einen entschieden, der mir erst meine Wünsche auf eine Leinwand gemalt hat und nun langsam auf das Bein überträgt. So sieht dann der Tageslauf stets so aus, dass ich nach dem ausschlafen mit dem Motorbike in die Stadt fahre (etwa 20 Minuten, wenn man die Vernunft ausschaltet...) um die Neuigkeiten zu bestaunen, etwas das bunte Treiben in den Straßen beobachte und nach gutem Essen den Tag gemütlich ausklingen lassen.

Montag, 9. Januar 2012

Videoempfehlung: Walking the Amazon

Nicht das ich derzeit viel zu tun hätte, im Gegenteil, aber trotzdem habe ich es noch nicht wieder hinbekommen die letzten Tage ins Word zu tippen. Solange muss ich euch mit folgenden Videos trösten - absolut sehenswert!

Dienstag, 3. Januar 2012

Feuchtfröhliches Thailand


Jetzt bin ich schon wieder gute Zwei Wochen in Thailand und habe immer noch nichts von mir hören lassen... Aber die beiden Wochen hatten es auch echt in sich. Gelandet bin ich mit Nicki in Bangkok. Nina haben wir dummerweise nicht gefunden, weshalb es zu zweit mit dem Zug und dann weiter mit dem Taxi zur bekannten und gefürchteten Khao San Road ging. Ich hatte schon viel über diese Straße gehört, kaum verwunderbar, ist sie doch sicher der bekannteste Anlaufpunkt für Backpacker auf der ganzen Welt. Es gibt nicht's, was man hier nicht bekommt. Allen voran eine Vielzahl an günstigen Übernachtungsmöglichkeiten, Essensständen und Kneipen. Bis hin zu gefälschten Papieren, Klamotten, Tattoos, Nutten und Ladyboys... Simon, unser italienischer Freund aus Karratha, hatte uns eine Anschrift einer günstigen Unterkunft gegeben, die wir zwar nicht auf Anhieb fanden, dafür stand er plötzlich vor uns und lotste uns zu selbiger. 250 Baht (40 Baht = 1€) fürs einfache, aber saubere Doppelzimmer mit eigenem Bad, das geht klar. Auch wenn Nicki nicht gaaanz so begeistert war, wie meiner einer. Anschließend ging es natürlich direkt in eine gemütliche Bar. Was hatte ich das nicht die letzten Monate vermisst. 80-120 Baht fürs große Bier, saufen ist hier doch verhältnismäßig teuer, aber wenn man frisch aus Australien kommt, dann natürlich immer noch ein Schnapper. Außerdem gab es heute, am 19.12. allen Grund dazu. Herzlichen Glückwunsch, großer Ballspielverein Borussia 09 Dortmund!! Nicki haute früh ab, Simon auch irgendwann, so dass ich am nächsten Tag leider niemanden hatte, der mir von den letzten Stunden der letzten Nacht erzählen konnte. Was zählt ist, dass ich alleine aufgewacht bin. Bei all den lauernden Ladyboys, die oftmals verdammt schwer von Frauen zu unterscheiden sind, kann das hier böse ins Auge gehen. Ich will gar nicht wissen, wie viele hier schon ein böses erwachen hatte. Das erklärt auch die hübschen Frauen mit zu Brei geschlagener Fresse...

Was macht man tagsüber in der Khao San Road? Ausschlafen, lecker Frühstücken und weiter schlafen, um am nächsten Abend wieder fit zu sein. Julian, der in der Tat im Vollrausch den Flug verschlafen hatte, war mittlerweile auch in Bangkok eingetrudelt, allerdings musste ich mich leider alsbald von der DME-Working-Class-Crew verabschieden. Den ersten ausgewanderten hatte ich ja schon vor Zwei Jahren in Buenos Aires besucht, nun stand ein Treffen mit Lupus, der hier auch schon ein paar Jahre lebt, auf dem Plan. Zuerst ging es in eine Bar, dann zeigte er mir die Soi Cowboy, eine von Drei großen Kneipenstraßen thailändischer Art. Sprich mit viel nackter Haut. Inklusive dem Drehort von Hangover Zwei. Wer will, kann die durchnummeriert an der Stange tanzenden Mädels daheim an seiner eigenen Stange tanzen lassen, wir hatten allerdings noch eine Verabredung mit dem BVB. Die Zeitverschiebung macht mich fertig, erst um 02:30 wurde das Pokalspiel gegen die Fortuna angepfiffen. Pro 15:30! Dafür kam ich in Lupus' hübschem Haus mal wieder in den Genuss ein BVB-Spiel ohne ruckeln verfolgen zu können und ein gewonnenes Elfmeterschießen sieht man ja auch nicht alle Tage. Lupus musste wenige Stunden später zur Arbeit, für mich kam die Verlängerung fast gelegen, da ich so ohne großes Warten passend zum 06:40er Zug nach Buri Ram am Bahnof stand.

Buri Ram, Haupstadt selbiger, landwirtschaftlich geprägter, Provinz liegt 400km nordöstlich von Bangkok. Acht Stunden braucht der Zug, plus die Zwei obligatorische Stunden Verspätung. Perfekt um Schlaf nachzuholen, zumindest wenn man nicht wie ich zu geizig für die Zweite Klasse ist, sondern um 80 Baht zu sparen, sich in der Dritten Klasse einbucht. Mit 170 Baht zwar ein echter Schnapper und die Sitze waren sogar leicht gepolstert, viel mit Schlafen war aber trotzdem nicht. Die 200.000 Einwohner Stadt hat mir von Anfang an gut gefallen. Alles, bis auf das neu gebaute Stadion, ist fußläufig erreichbar, es ist viel ruhiger und die Leute sind viel freundlicher, als im riesigen Bangkok. Touristen hat es eigentlich keine, weshalb sich die Hotelsuche auch etwas schwieriger gestaltete. Eins der wenigen Hotels befindet sich zwar 100m entfernt vom Bahnhof, sah dann aber doch zu gehoben aus. Na ja, irgendwann stand ich dann mangels Alternativen wieder vor diesem, um zu erfahren, dass das günstigste Zimmer für 220 Baht zu haben ist. Kranker Scheiß, hier bekommt man tatsächlich noch was für sein Geld! Kurze Ruhrpottdusche und dann ab zum Stadion, zu dem mich ein nach dem Weg gefragter Jugendlicher direkt mal mit seinem Motorrad kutschierte. Und das aus reiner Höflichkeit. Kaum zu glauben, wenn man gerade von der Khao San Road kommt. Dem Ort, wo die Taxifahrer sich sogar weigern mit dem Taximeter zu fahren...

Beim Anblick des Thunder Castles wäre ich fast aus den Latschen gekippt. Ein neuer All-Seater inklusive aller negativen Erscheinungen des modernen Fußballs. Aber kein Wunder, der FC Buriram PEA wurde erst 2009 hierhin umgesiedelt und man ist derzeit dabei einen großen Verein aus dem nichts aufzuziehen. Ab nächster Saison wird der nächste Verein aufgekauft und geht in selbigen über. Kunden lockt man mit kostenlosen Eintritt, für die Auswärtsfahrten wurden diese sogar bezahlt und haben Trikots für lau bekommen. Das Resultat lässt sich sehen, das muss ich zugeben: Ein Fanblock von etwa 1000 Leuten, die durchgängig, wenn auch etwas eintönig, ihre Mannschaft anfeuern. Vor allem die in Europa unbekannten Handbewegungen stechen dabei ins Auge. Nett anzusehen ist das auf jeden Fall, Respekt gibt es dafür aber keinen, hat das doch herzlich wenig mit Fußball zu tun, auch wenn es wohl symbolisch für den Aufschwung des asiatischen Fußballs ist. Hier scheint man das Potenzial des Kunden „Fußballfan“ zu erkennen, bevor der Fan zum Massenphänomen wird. Anders als zum Beispiel in Deutschland, wo man nach und nach die Fans durch Kunden ersetzt, scheint hier der Fußball oftmals von Anfang an nur Werbezwecken zu dienen. Wobei Buriram auch mit Abstand das negativste Beispiel ist, wie ich später feststellen durfte. Deshalb gebührt der Respekt auch den 40 singenden Fans von Tero Sasana im Gästeblock, welche die Anreise unter der Woche wohl auf eigene Kosten angetreten haben. Etwa 9.000 Zuschauer dürften es insgesamt gewesen sein, 10.000 gehen rein und das Spiel ging natürlich an die Gastgeber, welche mit riesigen Abstand an der Tabellenspitze stehen und einige Spieltage vor Saisonende schon als Meister feststehen. Geld regiert eben auch die Thai Premier League...

In der Nähe meines Hotels befindet sich ein gutes Ausgehviertel, was zu meiner Überraschung die ganze Woche über von partylustigen Thais bevölkert wird. Daumen hoch fürs Speed (Achtung, gibt Drei verschiedene Speeds in dem Viertel mit unterschiedlicher Musik). Die Wände sind verziert mit Portraits etlicher Freiheitskämpfer aus aller Herren Länder und auf der Bühne rocken lokale Thai Musiker ordentlich ab. Einzig die Typen auf der Toilette, die einem während des Pissens den Nacken massieren und dafür auch noch Geld wollen, nerven etwas... Na ja, aus einem Bier vorm ins Bett gehen werden Zwei und so weiter, ihr kennt das Spiel. Um Zwei werden leider alle heraus geschmissen, aber es gibt noch einige andere Läden, die länger geöffnet haben, so dass einer langen Nacht nichts im Weg steht.

Und ein verkaterter Morgen Ehrensache ist. Aber was soll's, ich hab eh beschlossen, hier noch Zwei weitere Tage zu bleiben und es locker angehen zu lassen. So bin ich die nächsten Tage etwas durch die kleine Stadt geschlendert, habe gutes und günstiges Essen an den unzähligen Straßenständen genossen, eine (normale) Thaimasse, ein paar Stunden Muay Thai Boxen mit irgendeinem ehemaligen Meister (könnte mir gut vorstellen hier für einen Monat ins Camp zu gehen) und bin Abends wieder ordentlich im Speed versackt und habe erfolglos versucht das Rätsel der Thai-Frauen zu lösen. Letzteres würde ein eigenes Kapitel füllen... Das Problem ist wohl, dass hier in der Isaan-Region, der landwirtschaftlich geprägten und daher finanziell rückständigsten Region des Landes, ein Groß der hübschen und unkomplizierten Mädels in die Städte wandern, um dort als Prostituierte zu arbeiten. Das sieht man auch in der einzigen internationalen Bar/Restaurant der Stadt. Hübsche, junge Frauen teilen sich die Tische mit älteren (S)expats. Highlight der Finne, der wie er mir erzählte, schon Sechs mal verheiratet war, Zwölf Kinder hat und nun mit seiner neuen großen Liebe, die er in einer Go Go Bar in Pattaya kennengelernt hat, hier in Buri Ram lebt...

Am Abend ging es dann wieder zum Bahnhof und dieses Mal ging es deutlich bequemer in der Zweiten Klasse über Nacht nach Bangkok, wo ich am Morgen des 24.12. wieder eintrudelte.

Ich bin derzeit verdammt faul, habe aber auch wenig zu tun, so dass es hoffentlich die nächsten Tage mit der Berichterstattung weitergeht ;-) Frohes Neues euch allen!